Ausreise aus: Dili, Demokratische Republik Timor-Leste, Asien
Einreise nach: Darwin, Northern Territory, Australien
Benötigte Dokumente: Reisepass, australisches E-Visum
Wartezeit: keine in Osttimor, 15 min in Australien
Bewertung: 5/10
Beschreibung:
Gedanken in Asien (Dili, Osttimor)
Nach dreieinhalb Monaten ist es heute endlich so weit: Ich verlasse den asiatischen Kontinent. Immer wieder habe ich mich in den letzten Wochen auf diesen Moment gefreut. Ich ärgerte mich über den nicht enden wollenden Dschungel im Südosten dieses Kontinents, der mir beim Reisen weit weniger behagt als Wüsten, Gebirge und schroffe Inseln; über die Bewohner dieses Kontinents, die mich in manchen Ländern nie in Ruhe liessen und ständig übers Ohr hauen wollten; über das Wetter: die Feuchtigkeit, den Regen (ich hatte an vielen Orten die Regenzeit erwischt); über die Kommunikationsschwierigkeiten, da fast niemand gutes Englisch spricht; über den am Schluss eher mühsamen öffentlichen Verkehr… Kurz: Ich hatte wieder mal das Bedürfnis nach mehr Komfort.
Nun, da es aber so weit ist, hat meine Vorfreude deutlich abgenommen. In erster Linie dank Osttimor, einem Land von umwerfender Schönheit, in dem ich mich sehr wohl fühle. Osttimor bietet genau das, was ich beim Reisen schätze: Das Land ist nämlich nicht nur sehr sehenswert, es gibt auch viel selbst zu entdecken. Gerade die Grenzgebiete sind spannend und touristisches Neuland. Und an Grenzgebieten hat Osttimor mehr, als es für einen so kleinen Inselstaat üblich ist – dank der Exklave Oecussi-Ambeno. In Osttimor war die UNO lange Zeit stark präsent, man erregt darum als Ausländer kaum Aufmerksamkeit. Und, ebenfalls eine Wohltat: Es ist Trockenzeit!
Mir fehlt also wenig hier. Aber ein bisschen freue ich mich immer noch auf ein „westliches“ Land, in dem ich nicht auffallen werde und mich mühelos mit Englisch verständigen kann. Und wo ich wieder vertrautere Lebensmittel kaufen kann!
Beeindruckende Landschaft Osttimors: Küste bei Dilis Christusstatue
Der Grenzübertritt
Der Flughafen von Dili war ein Ort, den man schon fast als abgelegenen Grenzübergang beschreiben könnte: Er wurde zwar vollmundig „Presidente Nicolao Lobato International Airport“ getauft, besteht aber nur aus einem grösseren Pavillon. Darin ist alles improvisiert. Das Check-in findet direkt im Eingangsbereich an einer Art Stehpult statt, das Gepäck wird wie auf dem Markt von Hand gewogen. An einem Schalter nebenan bekommt man den Ausreisestempel, kann nachher aber problemlos wieder vor die Tür oder auf die Strasse gehen. Es gibt nur ein „Gate“; das Flugzeug erreicht man über einen überdachten Weg durch den Garten des Flughafen-Pavillons.
Weit weniger Charme hat das der Flughafen von Darwin, der so aussieht, wie Flughäfen weltweit halt aussehen. Es war aber ein anderer Umstand, der mir einen schlechten ersten Eindruck Australiens machte: Die Passkontrolle. Australien nimmt sich wie die USA das Recht heraus, von Touristen vorab schon einen Fragebogen ausfüllen zu lassen und basierend darauf ein (kostenloses) elektronisches Visum auszustellen – ein PDF, das man ausgedruckt dabei haben sollte. Dies war mir nicht gelungen, da ich in Osttimor nicht drucken konnte. Ein Problem war das nicht, aber: Ich bekam keinen Stempel in den Pass! Australien hat Anfang 2017 die ganze Grenzkontrolle auf elektronische Systeme umgestellt und benutzt darum keine Stempel mehr. Für mich fühlte es sich an, als wäre ich gar nicht eingereist – so wie halt im Schengen-Raum.
Das Gepäck wurde hingegen zum ersten Mal seit vielen Grenzen genauer angeschaut. Ein Zöllner teilte die Passagiere zu diesem Zweck in drei Gruppen. Die erste durfte die Zollkontrolle durch den „grünen Kanal“ ohne Kontrolle verlassen. Ich gehörte zu den Auserwählten. Andere mussten ihr Gepäck scannen lassen. Und Dritten – darunter allen Osttimoresen meines Flugs – durchsuchten die Zöllner das ganze Gepäck.
Ein letzter Blick zurück nach Asien: Der internationale Flughafen von Dili.
Gedanken in Australien (Darwin, Nördliches Territorium)
Australien fühlt sich im ersten Moment so an, als wäre die Luft aus meiner Reise draussen. Nichts wirkt mehr exotisch! Vielmehr scheint es so, als wäre ich am anderen Ende der Welt wieder zuhause angekommen. Und das meine ich überhaupt nicht negativ: Ich freute mich, im Supermarkt Salami, Käse oder Gummibärchen vorzufinden. Schön ist es auch, auf den Strassen nicht ständig als Ausländer erkannt und deshalb angeschrien zu werden, was mir insbesondere in Thailand, Kambodscha und Westtimor ganz beträchtlich auf die Nerven gegangen ist. Die ersten europäisch aussendenden Leute, die ich auf den Strassen Darwins antraf, hielt ich noch intuitiv für Touristen. Tatsächlich sind aber fast die Hälfte der Einwohner Darwins „Weisse“ meist britischen Ursprungs, der Rest Einheimische („Aboriginals“, wie die britischen Australier sie nennen) und Asiaten.
So richtig Zivilisation ist das Nördliche Territorium Australiens aber noch nicht. Die Trennung der Gesellschaft in „Schwarze“ und „Weisse“ ist ziemlich schockierend, insbesondere die Umstände der „schwarzen“ einheimischen Bevölkerung. Sie lungern in zerfledderten Kleidern im Ortszentrum und schreien einander ständig zu. Viele sind angetrunken, und die restlichen Passanten ignorieren sie. [Anmerkung: Mittlerweile bin ich von Darwin ins Landesinnere gefahren und habe festgestellt, dass dort auch viele Weisse fast gleich verwahrlost aussehen.]
Wirkte nach Asien etwas steril: Die Uferpromenade von Darwin
Auch was die mühelose Kommunikation anbelangt, habe ich mir falsche Hoffnungen gemacht. In Asien habe ich oft mit den fehlenden Englischkenntnissen der Einheimischen gehadert. Nun aber war ich es, der kein Englisch verstand. Der australische Akzent ist für das noch ungeübte Ohr manchmal schwer ergründlich – ein kaum artikulierter Wortbrei. Erst aus dem Kontext erschliesst sich dann, dass mit „Oouwaawaa“ „Railway“ gemeint ist. A propos öffentlicher Verkehr: Auf meiner ersten Fahrt mit einem Greyhound-Bus hatte ich gleich zu Beginn eine Panne. Man liess uns in der Hitze ohne Informationen warten, erst mit mehrstündiger Verspätung ging es dann im Dunkeln weiter.
So, jetzt habe ich genug geschnödet, denn eigentlich muss ich zugeben, dass es mir hier doch viel besser gefällt als ich mein ganzes Leben lang gedacht hätte.
So stellte ich mir das australische Hinterland vor: Tennant Creek, meine erste Station im Outback.
Transport: Die australische Air North fliegt fast täglich zwischen Dili und Darwin. Der Flug dauert nur eine Stunde, ist aber aufgrund der Monopolstellung recht teuer (ca. 300 EUR). Auf dem Seeweg kann die asiatisch-australische Grenze hier nicht überquert werden: Es gibt keine Passagierschiffe, nur Frachtschiffe und gelegentlich private Yachten (mit viel Zeit kann man wohl mit denen verhandeln). Osttimor ist von Europa aus auf dem Land- und Seeweg erreichbar, ebenso die Insel Papua, auf der es zwischen Indonesien (Asien) und Papua-Neuguinea (Ozeanien) einen Land-Grenzübergang gibt.
Unterkunft und Essen: Beide Städte haben ein grosses Angebot. Das Preis-/Leistungsverhältnisse der Hotels in Dili ist sehr schlecht, wohl eine Folge der Präsenz von UN-Expats. Ich habe dort für die Übernachtung mehr bezahlt als im teuren Australien.
Geldwechsel: An beiden Flughäfen gibt es Wechselstuben. Am Flughafen Darwin gibt es keine Bankomaten von Banken – nur jene von anderen Anbietern, die sehr hohe Gebühren verrechnen. Den Transport ins Stadtzentrum kann man aber auch mit der Kreditkarte bezahlen.
Öffnungszeiten: Der Grenzübergang im Flughafen Darwin scheint nur für Dili- und Bali-Flüge zu existieren und dürfte darum meist geschlossen sein. Die Wartezeiten sind gering.