- In einer von aussen luxuriös anmutenden Lodge hoch in den Bergen übernachten, weil ein Steinrutsch und Sturm die Rückfahrt ins Tal verhindert. Wir schliefen allerdings in Massenschlägen, und die Inhaber mussten sogar auf den Küchenboden ausweichen.
- Der tschetschenische Waffenkult (OK, den fand ich eigentlich nicht soo toll): Wenn der Hotel-Rezeptionist die Dusche zu flicken versucht und einem dabei seinen Hintern mit der Pistole am Gürtel entgegenstreckt. Oder wenn der junge Tschetschene am Wasserfall (Fotomotiv Nr. 1 im postsowjetischen Raum!) mit der einen Hand ein Selfie macht, und in der andern seine Pistole hält…
- Den russischen Fotokult mitzuerleben: 1001 Posen, vor allem für Frauen. Jeder Halt unseres Busses führte zu einer Flut von Selfies und Selbstdarstellung, die sich Mitteleuropäer kaum vorstellen können. Unsere Imitationsversuche waren leider recht erbärmlich.
- Im Stockwerk eines topmodernen Hotels schlafen, in dem alle anderen Stockwerke leer sind. Die Rezeption mutete an wie ein barocker Ballsaal, im Food Court im dritten Stock herrschte gähnende Leere, und der Rest des Gebäudes schien wie spontan evakuiert und nie mehr bezogen. Unser Stockwerk war die Ausnahme, aber auch da bröselte bereits vieles.
- Um halb elf Uhr nachts als einziger Gast in einer Badewanne mit bräunlichem und stinkendem Heilwasser zu liegen – soll der Haut gut tun. So erlebt im Kurort Sernovodsk-Kavkazskij, nach einem ohrenbetäubend lauten Konzert in einem fast leeren Saal, in dem nur eine Reihe älterer Semester etwas schunkelte.
- Von russischen Touristen gefragt zu werden, ob man denn bei der Reise durch die Ukraine keine Angst gehabt habe – in Grozny!
- An jedem Ortseingang von überlebensgrossen Porträts der Herren Kadyrow und Putin begrüsst zu werden. Sogar die Russen wunderten sich über so viel Putin-Kult. Grosny ist auch die einzige russische Stadt mit einem Putin-Prospekt.
- Besichtigung einer pompösen, aber leeren Vorstadtmoschee in Argun um 23.30 Uhr – die Frauen der Gruppe mit kartoffelsackartigen Ganzkörper-Überwürfen. Unser Programm dauerte jeweils von 7 bis mindestens 23 Uhr. Der Führer erklärte mir: „Viele Teilnehmer sparen lange für so eine Reise – dann wollen sie eben so viel wie möglich erleben.“
- So nebenbei eine ziemlich lange Militärkolonne auf der Autobahn zu sehen. Der Fahrer meinte eher gelangweilt: „Die sind wohl auf dem Weg nach Dagestan. Oder zu einem Training…“
- Besichtigung der Hauptstrasse von Grosny, dem Putin-Prospekt. Es gibt dort 18 Apotheken, aber auch einen Hipster-Friseur und mehr ansprechende Restaurants und Cafés als in Russland üblich sind, inklusive einem modern gehaltenen Lokal für die Nationalspeise Schischig-Galnasch (siehe Reisetipps zu Tschetschenien).
Die besten Posen: Mit einer russischen Reisegruppe unterwegs in Tschetschenien.
Aussen Lodge, innen Massenschläge: Hotel in Tasbitschi in den tschetschenischen Bergen
Hello Mr. President: Putin grüsst die Passanten auf dem Putin-Prospekt in Grosny
Posh: Restaurant Жижиг & Galnash am Putin-Prospekt in Grosny.